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In "unserem" kleinen Fischerdorf im Südwesten des Peloponnes, weitab von den grossen Städten, scheint aus Sicht des Touristen aus dem Norden alles so zu funktionieren wie in früheren Jahren.

Aber die alten Probleme sind nicht gelöst:

Umgang mit Bargeld / Preise

Viele Griechen, die nur eine schulische Grundausbildung hatten, haben Mühe mit Bruchteilen von Euros. Das hat zur Folge, dass bei Klein- und fahrenden Händlern ganze Euro beliebt sind:

Beim fliegenden Gemüsehändler, der regelmässig auf dem Campingplatz vorbei kommt, habe ich Trauben aus der Früchtekiste gewählt und in eine Plasiktüte gelegt. Der Händler hat die Trauben auf die Waage gelegt, Gewicht/Preis abgelesen, weitere Trauben dazu gelegt, bis der Preis runde 4 Euro erreicht hat. Wählt man mehrere Produkte, werden diese einzeln auf die Waage gelegt, der Verkäufer denkt kurz nach und nennt dann den Gesamtpreis, natürlich auf ganze Euro gerundet....

Beim Orangenhändler an der Landstrasse bei Messini kosten ca 5 kg Orangen 4 Euro, beim Händler, der Mittwochs zum Campingplatz kommt, kostet dieselbe Menge 5 Euro, der vor allem bei Griechen sehr beliebte Café Frappé entweder 1.50, 2, oder 3 Euros.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen:

Die junge Gemüsebäuerin neben dem Campingplatz liest auf der Waage die Preise Cent-genau ab, notiert die einzelnen Posten auf Notitzblock und addiert mit kleinen Taschenrecher. Bezahlt wird Cent-genau.

Im Supermarkt sind die Preise auf einzelne Euro-Cents genau kalkuliert. Hier erledigt aber die Registrierkasse das Zusammenzählen und die Berechnung des Retourgeldes.

Mehrwertsteuer

Auf der Herreise wurde in Cafés und Restaurants immer korrekt vorgegangen: nach der Bestellung provisorischer Beleg am Tisch, beim Bezahlen "richtiger" Registrierkassenbeleg.

Hier am Ferienort erste Erkenntnis: die meistens Restaurants präsentieren die Rechnung auf einer Art Rechnungsformular, das aber nicht mit einer Seriennummer versehen ist, andere saldieren Zahlen auf Papierfetzchen unmittelbar neben einer Registrierkasse, die wir auch in früheren Jahren nie in Betrieb gesehen haben... An der zugehörigen Strandbar dann aber korrekte Erfassung / Abrechnung via Registrierkasse, wahrscheinlich aber nur, damit die Mitarbeiterin am Abend beim Besitzer korrekt abrechnet.

In der Griechenlandzeitung Nr. 493 vom 26. August konnten wir lesen, das auf den Turisteninseln im ersten Halbjahr die Steuereinnahmen über 50 Prozent unter den Zielwerten liegen. Bewerkstelligt werde das Defizit u.a. mit illegalen Kassensystemen, die bei den Finanzämtern nicht registriert sind.

Und jetzt wurde auf diesen Inseln per 1. Oktober der Mehrwertsteuersatz auf die landesüblichen 23 % angehoben, um einer EU-Forderung nachzukommen..... Ob neben dem Mehrumsatz der Wirte auch etwas in die Staatskasse fliessen wird?